Jane von Klee ist SEO-Expertin und hilft Unternehmer:innen, mit der eigenen Website mehr Kund:innen zu gewinnen. Im Sommer haben wir gemeinsam neue Businessfotos für sie umgesetzt, die sie auf ihrer Website und in Social-Media-Kanälen nutzen kann und ihrer Persönlichkeit entsprechen. Im Interview erzählt sie, welchen Einfluss es hat selbstständig und hochsensibel zu sein.
- Liebe Jane, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für unser Interview nimmst. Du sagst selbst von Dir, dass Du hochsensibel bist. Wie würdest Du Hochsensibilität mit Deinen eigenen Worten beschreiben?
- Woher wusstest Du, dass Du hochsensibel bist? Wie hast Du davon erfahren und wie hat sich diese Erkenntnis für Dich angefühlt?
- Wie äußert sich die Hochsensibilität bei Dir? Fühlst Du Dich damit belastet oder hat es für Dich auch Vorteile hochsensibel zu sein?
- Seit ca. drei Jahren bist Du Mama einer Tochter. Welchen Einfluss hat es für Dich persönlich hochsensibel zu sein, insbesondere in Bezug auf Dein Mamasein? Spürst Du einen Unterschied zu der Zeit, als Du noch kein Kind hattest?
- Als SEO-Expertin berätst Du Kund:innen nicht nur 1:1, sondern bietest auch Online-Kurse an. Oft bist Du dann längere Zeit im Austausch mit vielen verschiedenen Menschen. Sind diese Phasen für Dich herausfordernd und wenn ja, wie gehst Du damit um?
- In welchen Bereichen Deiner Selbstständigkeit merkst Du den Einfluss der Hochsensibilität (außerdem)? Fällt es Dir leicht, auf Dich und Deine Bedürfnisse zu achten?
- Was würdest Du anderen Menschen, die auch hochsensibel sind, als Rat mit auf den Weg geben, die entweder planen selbstständig zu arbeiten oder es bereits tun?
Liebe Jane, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für unser Interview nimmst. Du sagst selbst von Dir, dass Du hochsensibel bist. Wie würdest Du Hochsensibilität mit Deinen eigenen Worten beschreiben?
Hochsensibel zu sein bedeutet, dass das Hirn Eindrücke weniger filtert als es normal wäre. Für mich bedeutet das, dass ich sehr viel mitbekomme, das andere nicht aktiv zur Kenntnis nehmen und dass ich mich schneller überlastet fühle.
Du kannst Dir das ein bisschen vorstellen wie bei einer Party, bei der der Türsteher nicht auf den Dresscode achtet, sondern einfach (fast) alle reinlässt - egal, wie voll und laut es dann drinnen wird.
Woher wusstest Du, dass Du hochsensibel bist? Wie hast Du davon erfahren und wie hat sich diese Erkenntnis für Dich angefühlt?
Ich hatte schon früh den Eindruck, irgendwie anders zu sein. Meine Mutter hat mir zum Beispiel erzählt, dass es schwierig war, mit mir zu Bahnhöfen zu gehen, als ich ein Kleinkind war. Dort habe ich mir dann die Ohren zugehalten und geweint, weil mir das ganze Gewusel, Geblinke und Zuggequietsche zu viel war.
Mir war aber nicht klar, dass Hochsensibilität etwas ist, das es wirklich gibt und über das in der Wissenschaft gesprochen wird.
Als ich das erfuhr, war ich ungefähr 16 und chattete auf Knuddels (Kennst Du das noch?) mit einem Typen. Im Laufe des Gesprächs schrieb er: “Du bist doch auch HSP, oder?”. Und ich dachte: WAS bin ich, bitte? Im ersten Moment las es sich für mich fast wie eine Beleidigung.
Ich habe also gegoogelt, online den Test auf Hochsensibilität von Elaine Aron gemacht und angefangen, Bücher zum Thema zu lesen. Ich hatte mich bis dahin noch nie so verstanden gefühlt wie von den Autorinnen und Autoren dieser Bücher.
Wie äußert sich die Hochsensibilität bei Dir? Fühlst Du Dich damit belastet oder hat es für Dich auch Vorteile hochsensibel zu sein?
Ich merke, dass es mir schnell zu viel wird, wenn zu viele Reize auf mich einströmen. Besonders sensibel reagiere ich auf Geräusche, aber auch Lichter, Gerüche, die Temperatur und sogar die Emotionen anderer Menschen können einen starken Einfluss auf mein Wohlbefinden haben.
Ich meide deshalb Veranstaltungen mit vielen Menschen, Einkaufszentren, überfüllte öffentliche Verkehrsmittel und stickige, zu warme Räume. Wenn ich mal nicht um eine Fahrt im vollen ICE oder dem Einkauf im Einkaufszentrum herumkomme, setze ich Kopfhörer auf, um zumindest die akustische Ebene auszublenden.
Insgesamt brauche ich sehr viel Zeit für mich allein an einem ruhigen Ort, um mich zu erholen.
Hochsensibel zu sein habe ich einige Jahre wirklich als Belastung empfunden, vor allem als Jugendliche. Partys zum Beispiel sind für mich der pure Stress und Alkohol macht mich gefühlt noch dünnhäutiger. Wenn meine Mitschüler:innen feiern gegangen sind, bin ich meistens zu Hause geblieben und habe mich oft ausgeschlossen und einsam gefühlt.
Mittlerweile sehe ich meine Hochsensibilität aber eher als Stärke. Durch sie kann ich mich zum Beispiel sehr gut in andere einfühlen und bekomme emotionale Schwingungen sehr schnell mit. Als Kind wusste ich immer schon eine Viertelstunde vorher, wann meiner Mutter der Geduldsfaden reißen würde, während meine Schwester zum Beispiel einfach weiter gestänkert hat. Heute kann ich angespannte Situationen auflösen, Streite abfangen, bevor sie überhaupt richtig losgegangen sind und gut auf Menschen eingehen. Das hilft mir auch bei meiner Arbeit.
Seit ca. drei Jahren bist Du Mama einer Tochter. Welchen Einfluss hat es für Dich persönlich hochsensibel zu sein, insbesondere in Bezug auf Dein Mamasein? Spürst Du einen Unterschied zu der Zeit, als Du noch kein Kind hattest?
Ich spüre auf jeden Fall einen Unterschied. Ohne Kind war es einfach, mir Ruheinseln während des Tages einzurichten. Heute ist das schwieriger: Wenn ich aufwache, steht meine Tochter manchmal schon sofort vor meinem Bett. Dann verbringe ich den Morgen mit ihr, bis sie in der Kita ist, gehe danach arbeiten und nachmittags sind wieder meine Tochter und mein Freund da.
So sehr ich meine Tochter liebe: Manchmal bringt es mich als hochsensible Person echt an meine Grenzen, wenn sie schmatzt, zum gefühlt 50. Mal lauthals dasselbe Lied singt oder auf dem Spielplatz mit anderen Kindern herumkrakeelt.
Zum Glück schlägt sie aber nach mir und braucht selbst auch immer mal Ruhephasen. Die nutze ich dann einfach mit. Und es ist auch immer okay, wenn ich zu meinem Freund sage: “Ich muss mal kurz eine halbe Stunde allein ins Nebenzimmer.”
Als SEO-Expertin berätst Du Kund:innen nicht nur 1:1, sondern bietest auch Online-Kurse an. Oft bist Du dann längere Zeit im Austausch mit vielen verschiedenen Menschen. Sind diese Phasen für Dich herausfordernd und wenn ja, wie gehst Du damit um?
Das ist ein bisschen tagesformabhängig. Insgesamt genieße ich Kundentermine sehr, weil ich meinen Job einfach liebe und es so schön ist, die Durchbrüche und Erfolge meiner Kund:innen zu sehen.
Wenn ich einen mehrstündigen Termin oder mehrere Meetings hintereinander habe, merke ich aber schon, dass mir das Energie zieht. Während des Termins bin ich super fokussiert und bekomme alles gut hin, aber danach bin ich manchmal echt platt und brauche erstmal Ruhe.
Deshalb vereinbare ich nie mehr als zwei Termine pro Tag.
In welchen Bereichen Deiner Selbstständigkeit merkst Du den Einfluss der Hochsensibilität (außerdem)? Fällt es Dir leicht, auf Dich und Deine Bedürfnisse zu achten?
Mittlerweile fällt es mir meistens leicht, ja. Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, wie ich selbst ticke, was ich gut ab kann und was mir schnell zu viel wird und habe Strategien entwickelt, um gut durch den Tag zu kommen.
Ich merke, dass ich tagsüber oft nicht gut konzentriert arbeiten kann, weil mich Geräusche von draußen oder auch blinkende Fenster im Internet schnell ablenken. Deshalb arbeite ich am liebsten früh morgens oder spät abends, wenn die meisten Menschen im Bett liegen oder vor dem Fernseher sitzen. Je weniger externe Eindrücke, desto besser für meine Konzentration.
Wenn es Netzwerkveranstaltungen und Kongresse gibt, überlege ich mir zweimal, ob ich da wirklich hin möchte. Aber ansonsten merke ich eigentlich nur Positives in meinem Berufsalltag.
Ein großer Meilenstein für mich war, als ich meinen Job in einem Großraumbüro aufgegeben habe und selbstständig ins Home Office gegangen bin. Ist das himmlisch! Keine Leute mehr, die sich über fünf Tische hinweg anbrüllen, kein stummgeschalteter Fernseher im Hintergrund, kein flackerndes Kunstlicht. Nur meine Katze und ich.
Was würdest Du anderen Menschen, die auch hochsensibel sind, als Rat mit auf den Weg geben, die entweder planen selbstständig zu arbeiten oder es bereits tun?
Traut euch, eure eigenen Regeln zu schaffen. Das Schöne an der Selbstständigkeit ist, dass ihr die Chefs seid. Nutzt das!
Zu viele Termine hintereinander stressen euch? Dann begrenzt die Zahl der Termine oder plant großzügige Pausen zwischen verschiedenen Meetings ein.
Der Coworking Space ist euch zu laut? Dann geht ins Home Office.
Ihr braucht ganz besonders morgens zum Tagesstart eure Ruhe? Dann nehmt sie euch und fangt eine Stunde später mit der Arbeit an.
Und so weiter. Was immer ihr braucht, um euch wohl und ausgeglichen zu fühlen, dürft ihr auch so umsetzen.
Liebe Jane, vielen Dank für das Interview.
Mehr zu Jane findest Du über die folgenden Links
Website: www.janevonklee.de
Instagram: www.instagram.com/janevonklee